Seit den Gründerjahren des Rundfunks (1920) bis 1950 war die amplitudenmodulierte Mittelwelle (MW) das meist genutzte Medium für die Rundfunkversorgung weltweit. MW ist der Frequenzbereich von 526 kHz bis 1610 kHz, das entspricht einer Wellenlänge von 570m bis 181m.
Ein großer Vorteil der Mittelwelle ist, dass Sender mit sehr einfachen Geräten empfangen werden können. Mit einem Detektorempfänger funktioniert der Empfang sogar ohne Stromversorgung.
Der zweite Vorteil der Mittelwelle ist ihre große Reichweite. Die elektrischen Wellen im Mittelwellenbereich können der Krümmung der Erdoberfläche folgen. Daher kann man tagsüber einen Sender 100 bis 200 km weit, bei einbrechender Dunkelheit sogar
in 2.000 km Entfernung empfangen. Der Grund hierfür ist die Reflektion der Wellen des Mittelwellenbandes in der Ionosphäre. Diese Schicht in der Erdatmosphäre wirkt wie ein Spiegel, der die elektromagnetischen Wellen reflektiert. Unter Umständen
kann es auch eine zweite Reflektion an der Erdoberfläche geben. Dann sind noch größere Reichweiten möglich.
Großflächige Störungen eines solchen Senders ist kaum oder nur mit großem Aufwand möglich. Demgegenüber kann das Internet einfach auf Knopfdruck „abgeschaltet“ oder bestimmte Inhalte können beliebig blockiert werden. Störempfindlichkeit besteht allerdings im Haushalt, da z.B. durch Elektromotoren (Staubsauger) oder einfache LED Lampen die den Empfang negativ beeinflussen können. Ein leistungsfähiger Mittelwellensender benötigt viel Energie für die gewünschte Sendeleistung. Damit kann aber auch eine große Fläche abgedeckt werden. Radio Luxemburg oder Europawelle Saar (Sender Heusweiler) stehen dafür als nur zwei Beispiele. Der Name Europawelle wurde gewählt, weil der Sender in vielen Teilen Europas gehört werden konnte. Bis zum Fall des „eisernen Vorhangs“ waren viele starke Mittelwellensender in Betrieb, um speziell die DDR so gut wie möglich mit Informationen zu versorgen.
Demgegenüber können sich UKW (FM) und DAB+ Wellen nur geradlinig ausbreiten. Hier sind nur Reichweiten von 50 bis 60 km möglich. Ein weiteres Argument: Im Katastrophenfall – wie großflächiger Stromausfall – ist es viel leichter einen leistungsfähigen Sender (Mittelwelle) im Betrieb zu halten als viele kleine (UKW oder DAB). Die „alten“ Mittelwellensender hatten aus diesem Grund Dieselvorräte für ein bis zwei Wochen Betrieb.
Auch heute noch haben viele Länder bewusst einen Sender für Notfälle behalten:
Frankreich, Italien, Großbritannien, Polen, Ungarn Tschechien und einige weitere Länder in Europa verfügen über diese Technik, Länder in anderen Erdteilen sowieso.
In Deutschland sind hingegen seit Dezember 2015 alle Mittelwellensender abgeschaltet.