Das Radio-Museum in Linsengericht ist für Besucher wieder geöffnet! Am Sonntag, den 11. September 2022 erfolgte die Wiedereröffnung nach Corona-Zwangspause und umfangreichen Renovierungsarbeiten im Beisein von Landrat Thorsten Stolz (SPD) und dem Vorsitzenden des hr-Rundfunkrates, Dr. Rolf Müller. Damit steht das einzige technische Museum dieser Art in Hessen und in der Rhein-Main-Neckar-Region dem interessierten Publikum wieder offen.
Im Beisein zahlreicher Gäste – darunter Joachim Schmidt vom Gemeindevorstand Linsengericht und Studiendirektor Peter Malz vom Grimmelshausen-Gymnasium – präsentierte sich das Radio-Museum klar strukturiert und mit attraktiven Exponaten seinen Besuchern.
Die Ehrenamtler des Trägervereins haben viele hundert Arbeitsstunden damit verbracht, die Räume im ehemaligen Schulgebäude der Gemeinde Linsengericht technisch und optisch in einen modernen Zustand zu versetzen. Viel Lob gab es am Wiedereröffnungstag von den zahlreichen Gästen. Das Angebot von Landrat Thorsten Stolz aus Anlass des 100. Geburtstag des deutschen Rundfunks und zugleich 25. Geburtstag des Vereins eine Ausstellung im Main-Kinzig-Forum durchzuführen, wurde vom Radio-Museum Linsengericht gern angenommen.
Neben der energetischen Sanierung erfolgte vor allen Dingen die Modernisierung der elektrischen Anlage, die zwischenzeitlich „in die Jahre gekommen“ war. Zu guter Letzt standen dann Malerarbeiten an, um die Räume optisch zu verschönern. Alle Arbeiten wurden von Vereinsmitgliedern erledigt, denn so verlautete vom Vereinsvorstand, für eine gewerbliche Auftragsvergabe hätte das Budget niemals ausgereicht.
Auf rund 150 Quadratmeter Ausstellungsfläche präsentiert das Museum jetzt in mehreren Abschnitten Unterhaltungselektronik aus rund 100 Jahren, wobei der Schwerpunkt auf Geräten mit Röhren liegt. Der Rundgang startet mit einem „Wohnzimmer“ aus den späten 50er Jahren. Hier gehörte neben einem Fernseher ein Musikschrank mit Radio und Plattenspieler zu den Errungenschaften vieler Familien während des „Wirtschaftswunders“. Im anschließenden Raum befinden sich dann Hi-Fi Exponate aus der Glanzzeit der deutschen Rundfunkindustrie. Es schließt sich eine Ausstellung von Radios an, die den Beginn des UKW-Empfang widerspiegeln, abgerundet durch Tonbandgeräte und Kofferradios. Im nächsten Raum befinden sich schließlich die ersten SW-Fernsehgeräte – teilweise als raumsparende Tischgeräte, mit integriertem Radio. Dazu passend befindet sich hier eine Präsentation von Messgeräten, die seinerzeit für die Instandhaltung dieser Technik unverzichtbar waren. Im Gegensatz zu der aktuellen „Wegwerfmentalität“ konnten diese Geräte von den lokalen Radiotechnikern bei Störungen wieder instandgesetzt werden.
Im „30er Jahre-Raum“ sind nicht allein Geräte aus der Anfangszeit des Radios zu sehen. „Volksempfänger“ und Notradios aus den Kriegs- und ersten Nachkriegsjahren, sowie ein Zeitzeugnis aus den Trümmern eines Schutzkellers. Grammophone und erste Plattenspieler für die damals gebräuchlichen Schellackscheiben runden diese Ausstellung ab. Für den Museumsbetrieb wichtig sind zudem die neu geschaffenen Arbeitsplätze für die „Radiodoktoren“ der Abteilung Radioklinik. Hier werden nicht allein die Exponate des Museums gewartet. Wer Rat und Hilfe bei der Herrichtung seines historischen Gerätes benötigt, findet hier fachkundige Unterstützung bei der Reparatur und Restaurierung. Das Museum ist am zweiten und vierten Sonntag jeden Monats für Besucher geöffnet. Die Termine werden im Internet aktualisiert veröffentlicht. Führungen für Besuchergruppen werde gerne angeboten. Der Verein bittet dazu allerdings um vorherige Anmeldung. Der Eintritt ist frei, zur Finanzierung des Museumsbetriebs freut sich der Verein über Spenden.
Dieser Artikel erschien am 12.09.2022 auf Vorsprung Online